Monatsandacht Otkober 2020

Jeremia 29,7:

Suchet der Stadt Bestes dahin ich euch habe wegführen lassen, und betet für sie zum HERRN; denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl.(Luther 2017)

 

Und sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch gefangen weggeführt habe,und betet für sie zum HERRN! Denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben. (Elberfelder Übersetzung)

Seid um das Wohl der Städte besorgt, in die ich euch verbannt habe, und betet für sie! Denn wenn es ihnen gut geht, dann geht es auch euch gut.(Gute Nachricht Bibel)

Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten, einen Vers zu betrachten, bzw. ihn aus-zulegen. Heute möchte ich Euch einladen, die Bedeutung und Brisanz dieses Monatsspruches über die Wörter zu entdecken. Wenn wir nur drei Übersetzungen vergleichen, fallen ja schon Unterschiede auf: Die Lutherübersetzung spricht von "Bestes", die Elberfelder von "Frieden" und die Gute Nachricht Bibel vom "Wohl" der Städte. Beim "Suchen" sind sich wenigstens Luther und Elberfelder einig, die Gute Nachricht spricht vom "besorgt sein". Schon diese Beobachtung zeigt, wie spannend dieser Vers und seine Übersetzung ist.

Fangen wir beim "Suchen" an. Was ist, wenn ich den Frieden nicht finde? Lasse ich dann alles so weiter laufen? Das hebräische Wort, das hier steht, hat wieso oft mehrere Bedeutungen. Es kann suchen heißen, es kann aber auch fordern oder verlangen heißen. Auch studieren, untersuchen, Acht haben auf etwas, sich kümmern um, sich sorgen um.
Beim nächsten Wort, "Frieden", da kennen wir das hebräische Wort, es heißt Schalom. Auch wenn wir es meistens treffend mit Frieden übersetzen, so hat dieses Wort doch eine weitere Bedeutung. Schalom ist ein Zustand der einfach perfekt ist. Es herrscht eben nicht nur Frieden unter den Völkern und unter den einzelnen Menschen, sondern auch eine umfassende Gerechtigkeit, es geht einfach allen Menschen rundherum gut, keiner muss Angst um irgendetwas haben.

Die nächsten beiden Wörter sind einfacher: Stadt meint eben die Stadt, und beten meint beten; am Ende des Verses taucht wieder zweimal der Begriff Schalom auf, deswegen ist die Elberfelder Übersetzung hier mal wieder am genauesten. Der Sinn des zweiten Teils ist natürlich einfach: Wenn ich in einer gerechten und friedvollen Umgebung lebe, dann lebe ich gut. So hat sich das Gott eigentlich für seine Menschen ausgedacht, so soll es sein.
Auf dem Weg zu diesem "Schalom", haben wir eine Aufgabe, einen Job zu machen. Ja, dieser "Frieden" ist unsere Aufgabe! Wir sollen uns um Gerechtigkeit sorgen. Wir sollen uns um diesen Zustand, in dem es alle Menschen einfach gut geht, kümmern! Wir sollen ihn verlangen, fordern, und erforschen, was ihm dient und was nicht!
Machen wir das? Was ist unser Platz in unserer Stadt? Wo gibt es Lebensumstände, die dem "Schalom" Gottes nicht entsprechen? Dieser Vers ist ein außerordentlich politischer Satz (Politik kommt von dem griechischen Wort polis =Stadt.).
Gott hat es damals den deportierten Juden in Babylon gesagt, die als unterlegenes Volk, als Kriegsverlierer, Entwurzelte und Heimatlose scheinbar keinen Einfluss auf den Lauf der Dinge hatten.
Wir leben in ganz anderen Zeiten, wir haben wesentlich mehr Einfluss auf unsere Umgebung. Ja, es wird von uns als mündige Bürger und Bürgerinnen so-gar erwartet.
Unser Winterspielplatz ist ein Beitrag zum Schalom von Soest. Aber sicherlich auch unsere anderen Veranstaltungen.
Wir haben eben unsere Kommunalwahlen hinter uns, auch in Soest gab es ja eine Stichwahl. Eine Möglichkeit von vielen. Doch wie können wir auf unsere Kommunalpolitiker Einfluss nehmen? Also über die sporadisch stattfindenden Stadtteilkonferenzen hinaus? Einladen, auf ihre Sorgen hören, beten und anpacken?
Dann hatten wir vor kurzem ein Gespräch mit dem Leiter der Flüchtlingsunterkunft in unserer Nachbarschaft. Was können wir für den Schalom dieser Menschen tun?
Wir haben sicherlich unseren Beitrag zum Frieden unserer Stadt geleistet.Doch da geht noch mehr! Fangen wir mit dem Beten an, zuhause, im Gottesdienst und in den Gruppen. Und dann lasst uns mal sehen, welche Türen unser Gott vor uns aufmacht.

Heddo Knieper