Monatsandacht Oktober 2021

Der Herr aber richte eure Herzen aus
auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf Christus.
(2. Thessalonicher 3,5)

Blumen richten sich nach der Sonne, beim Segeln richtet man das Segel am Wind aus, beim Hausbau werden die Wände an Wasserwaage und Lot ausgerichtet. Das können wir tausendfach beobachten, das hat sich bewährt. Doch woran richten wir uns, unser Herz, unser Denken, Fühlen, Wollen aus?

Zwei Verse vor dem Monatsspruch heißt es: „Der Glaube ist nicht jedermanns Ding“ (2. Thessalonicher 3, 2) oder in einer moderneren Übersetzung „Denn nicht alle kommen zum Glauben“. Das passt in unsere heutige Zeit – zu den Statistiken der Landeskirchen zu Kirchenaustritten, zu der Beobachtung leerer(er) Gottesdienste, zu der (Corona bedingten) Erkenntnis, dass längst nicht von Allen regelmäßige Besuche von Gottesdiensten und Veranstaltungen als existentiell empfunden werden.
Doch Paulus, Silvanus und Timotheus schreiben den Brief zunächst an die Gemeinde in Thessaloniki etliche Jahre, vielleicht auch Jahrzehnte, nach dem Weggang Jesu von der Erde. Schon aus diesen zwei Versen wird (wie auch aus der Apostelgeschichte) deutlich, dass die Verbreitung von Jesu Botschaft weder ein Selbstläufer noch eine überschwängliche Erfolgsgeschichte war. Da gab es auch Schwierigkeiten, Widerstände und Zurückweisungen; da lief es missionarisch und gemeindlich nicht immer rund – und manchmal lief es auch gar nicht oder war sogar zum Weglaufen.

Was kann man – damals wie heute – in einer solchen Situation tun? Die Antwort gibt der Monatsspruch: „Gott richte eure Herzen aus“. Das beinhaltet einerseits das Gebet und andererseits bedeutet es, inne zu halten und sich (neu) auf das Wesentliche zu konzentrieren. Was das Wesentliche ist, auch darauf gibt der Vers eine Antwort: die Liebe Gottes und das Warten auf Christus. Während verschiedene Bibelübersetzungen den ersten Aspekt einheitlich mit „Liebe Gottes“ übersetzen, wird der zweite Aspekt unterschiedlich übersetzt: das ist von der „Widerstandskraft des Messias“ (BigS), „standhaft im Glauben an Christus bleiben“ (HfA) oder „Geduld Christi“ (E) die Rede. Die Richtung ist damit klar: sich von Gott ausrichten lassen – hin auf IHN, der uns ohne Bedingungen liebt, und aller Widerstände zum Trotz geduldig auf Christus warten, der uns mit offenen Armen entgegen kommt.
Geduldig sein, warten, ausharren … als das soll nicht passiv geschehen. Zum Ende des Briefes finden wir die Aufforderung „werdet nicht müde, Gutes zu tun“ (2. Thessalonicher 3, 13). Von Gott und auf Gott ausgerichtet heißt es aktiv zu werden, Leben und Glauben zu gestalten, Gutes zu tun.

Mona Kuntze