Monatsandacht Juli / August 2021

Gott ist nicht ferne von einem Jeden unter uns. Denn in ihm leben , weben und sind wir.
Apg. 17,27

1. Zum Inhalt (Zuspruch des Evangeliums)
Paulus ist in Athen. Nach einiger Zeit ist er so bekannt, dass die Philosophen der Stadt ihn einladen, auf dem Areopag zu reden. Diese zwei Sätze sind aus dieser Predigt. Und sie sind einfach zu verstehen. Sie formulieren unseren Glauben an die Allgegenwart Gottes. Dazu gibt es eine schöne Geschichte, die uns diesen Gedanken erklärt oder näher bringt:
Eines Tages da sprachen die Fische untereinander. Sie fragten sich, was denn das Wasser sei. Sie hatten schon so viel davon gehört. "Jeder redet vom Wasser, aber ich habe es noch nicht gesehen." sprach ein junger Hecht. Und ein Aal antwortet: "Es kann kein Wasser geben, wenn es noch nie jemand gesehen hat." "Aber warum sprechen dann alle Fische davon?" erwiderte eine Makrele, "Wir sollten zum alten Fisch gehen und ihn fragen." Diese Idee fanden alle Fische gut, und so zogen sie los. Denn auf dem Grunde des Meeres lebte ein alter und sehr weiser Fisch, der beinahe alles wusste. Die Fische kamen zu ihm und fragten, ob es Wasser überhaupt gibt. Der alte Fisch lächelte und sprach: "Das Wasser umgibt euch. Jeder von euch lebt im Wasser. Es trägt euch. In ihm bewegt ihr euch. Ihr atmet das Wasser. Das Wasser ist euer Lebensbereich. Ohne Wasser würdet ihr sofort sterben. Ihr braucht das Wasser. Es war vor euch da und wird nach euch da sein. Ihr seht es nicht, und doch ist es da. Ihr braucht nicht an das Wasser zu glauben, aber ihr braucht es zum Leben." Die Fische verabschiedeten sich höflich.

Und so ist das auch mit Gott. Er umgibt uns und wir können nicht ohne ihn leben. Trotzdem sehen wir ihn nicht. Trotzdem kann unser menschlicher Verstand ihn nicht erkennen. Wir glauben seine Gegenwart und es spielt keine Rolle, wer wir sind, was wir tun oder lassen, ob wir beten oder fluchen, ob wir glücklich sind oder unglücklich, ob wir lieben oder hassen: Gott ist da! Und damit durch jedes Gebet erreichbar.
2. Ein weiterführender Gedanke (Anspruch des Evangelium)
Wir glauben also, dass unsere Welt durchlässig für Gott und seine Liebe ist. Wenn das so ist, dann kann in jedem Moment deines Lebens Gott lebendig werden: In dir, in den Umständen, im anderen. Was für ein Gedanke! Das ist ungefähr so, als ob wir alle unerkannte Zauberer wären, doch plötzlich ziehen wir unsere Zauberstäbe und zeigen den Menschen eine ganz andere Wirklichkeit. Das ist sicherlich kein perfektes Bild und wir wissen, dass unsere Realität viel nüchterner daherkommt. Doch es geschieht, dass Gott zur Welt kommt; das haben wir erlebt! Wir wünschen uns das und beten dafür, dass solche Gottesmomente in meinem Leben passieren. Nicht nur für uns, sondern gerade auch für andere.
Ein schönes Zitat - wie ich finde - drückt das ähnlich aus. Es stammt von Madleine Delbrêl (1904 - 1964), eine französische Schriftstellerin und tief gläubige Katholikin:
"Jeden Tag, im uns oft banal erscheinenden Alltag, will Gott zur Welt kommen, will Fleisch annehmen, wie er es in Jesus Christus getan hat. Wir sind 'Missionare ohne Schiff', deren Reise beim Frühstück, am Arbeitsplatz, im Supermarkt ... beginnt. Die kleinen Orte unseres Lebens, gilt es zu "heiligen", sie sind unser "Areopag", auf dem Gott in dieser Welt erfahren und "verkündet" werden möchte - sei es in unserem Wort, sei es in den vielen, auf den ersten Blick unscheinbar wirkenden kleinen Gesten unseres Lebens."
Euer Heddo Knieper