Monatsandacht Dezember 2021

Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion!
Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der HERR.
Sach 2,14 (L)

Sehr viel gab es damals nicht zum Jubeln. Der Prophet Sacharija redete Gottes Wort zu den Juden, die nach der babylonischen Gefangenschaft wieder zurück nach Jerusalem gezogen waren. Die Perser hatten die Babylonier besiegt und nun durften die israelischen Deportierten zurück in ihre Heimat nach Jerusalem ziehen. Doch diese einst so prächtige Stadt lag in Trümmern. Und ohne Stadtmauer war sie schutzlos und wurde wohl mehrfach überfallen. Auch der Tempel, der auf Weisung der Perser wieder aufgebaut werden sollte, blieb über Jahrzehnte eine Dauerbaustelle. Gerade er sollte wieder Mittelpunkt des Volkes werden. Die Rückkehrer aus Babylon hatten einiges erhofft, doch nur wenig von dem war eingetroffen. Und ihre viele Arbeit blieb ohne sichtbaren Erfolg. Spiegelt sich in dieser Ausgangssituation unsere Lage heute? Viele Hoffnungen, wenig Erfolg? Manches Abmühen, aber keine Verbesserung? Immer wieder Einschränkungen und neue Verhaltensweisen lernen, aber die vierte Welle ist so schlimm?

Warum nun soll die Tochter Zion, also Jerusalem, jubeln und sich freuen? In dieser trostlosen Situation? Sie soll sich auf einen neuen Mitbewohner freuen! Da kommt jemand und will bei ihr wohnen! Da ist jemand schon auf dem Weg zu ihr und wird dann nicht mehr weggehen. Gott selber wird kommen und bleiben! "Tochter Zion, freue dich, jauchze laut, Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir, ja, Er kommt, der Friedefürst." So dichtet Friedrich Heinrich Ranke 1820 auf eine Melodie von Georg Friedrich Händel (1747). Gott wird kommen und dann wird alles neu und besser werden!

Sacharija, der Prophet, erzählt in Bildern von dem neuen Jerusalem: Eine Mauer wird nicht mehr notwendig sein! Zu viele Menschen werden dort leben. Die Heiden, die Feinde, werden an Gott glauben lernen. Sie werden Gott erkennen. Und Gott selbst wird mitten unter all den Menschen wohnen. War das nicht zu schön, um wahr werden zu können? Waren das nicht irgendwie leere Worte, weit weg von den harten Realitäten? So etwas konnte man sich nicht vorstellen! Und es geschah ja auch nicht! Der Verlauf der Geschichte war anders, als hier vorausgesagt. Die Stadtmauer wurde freigestellt, aber die vielen Menschen kamen nicht. Und die Heiden blieben was sie waren, keine Massen bekehrten sich zu Gott.

Wie hören wir heute diese und ähnliche Worte aus der Bibel? Zu schön um wahr werden zu können? Oft gehört, aber dann änderte sich doch nichts? Nichts an meiner persönlichen Lage, nichts an der Gemeindesituation? Doch die Worte Sacharijas finden wir in unserer Bibel. Sie wurden weitergegeben. Und sie haben wohl Menschen zu vielen Zeiten irgendwie Hoffnung gegeben. Heute gehört dieser Vers für uns in die Weihnachtszeit. Schon damals, als die ersten Jünger und Jüngerinnen Jesu diese Verse lasen, sahen sie die Worte in einem anderen Licht. Jesus, den sie als Gottes Sohn erkannten, er kam zu ihnen und er wohnte und lebte unter ihnen. Es entstand eine besondere Gemeinschaft ganz ohne Mauern. Wer sich diesem Jesu zuwandte, der erfuhr Veränderung, der bekam einen tiefen Frieden geschenkt. Der fing an Gott zu loben! Und das war nicht auf das Volk der Juden beschränkt. Viel mehr Heiden erkannten Gott und folgten Jesus nach. Nicht nur das Neue Testament erzählt von dem Staunen, von der Freude über das Kommen Gottes zu uns Menschen: "Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten." (Lk 2,20).

Die Worte Sacharijas werden damals den Menschen Hoffnung gegeben haben. Doch diese prophetischen Worte, gesprochen in eine konkrete geschichtliche Situation, sie wiesen weit darüber hinaus. Die Bedeutung und Wirkung dieser Worte gehen über die Situation hinaus, in der sie zuerst gesprochen wurden. Auch spätere Generationen können aus diesen Worten Gottes Wort hören. Was hören wir heute, wenn wir Sacharija hören? Es ist großartig zu sehen, dass sich vieles davon erfüllt hat! Jesus ist gekommen und hat bei uns gewohnt! Gott bei uns Menschen! So soll dieser Vers uns als ein weiteres Licht leuchten in dieser Advents- und Weihnachtszeit. Wie sich dieses Wort erfüllt hat, so werden sich noch viele Worte Gottes erfüllen, wahr werden. Das gilt für deine persönliche Lebenssituation, das gilt für unsere Gemeinde, dass gilt für unsere Welt.

Ich wünsche Euch eine gesegnete Zeit!
Heddo Knieper