Monatsandacht April 2021

Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes,
der Erstgeborene der ganzen Schöpfung
Kolosser 1,15

Im Schöpfungsbericht in Genesis 1 heißt es mehrfach: „Gott sah, dass es gut war“; und auch an vielen weiteren Stelle ist in der Bibel davon die Rede, dass Gott Menschen sieht – sieht, was sie tun, wie es ihnen geht; ihre Freude aber auch ihr Leid und ihre Nöte sieht.
Nach mehr als einem Jahr der Corona-Pandemie merken wir, was es heißt, einander nicht zu sehen und auch selber weniger oder gar nicht gesehen zu werden. Dabei geht es oft nicht (nur) um das organische Sehen sondern vielmehr um ein Wahrnehmen. Gott sieht mich – Gott nimmt mich wahr. Meine Mitmenschen, Familie und Freunde, Kollegen und Vorgesetzte, Nachbarn und Gemeinde-Geschwister nehmen mich, meine Situation, mein Tun und Lassen wahr. Damit verbunden ist dann (in der Regel) eine Reaktion – es entsteht ein Dialog und Miteinander.


Der Monatsspruch greift auf, dass es zu Gottes Wesen gehört, dass ER (für unsere Augen) unsichtbar ist. Als Schöpfer steht ER außerhalb seiner Schöpfung, ist nicht Teil dieser Welt, existiert außerhalb von Zeit und Raum. Klammer auf: wie Christus dann Bild des unsichtbaren Gottes sein kann, wie Schöpfungsweisheit, Gottessohnschaft und Ebenbildlichkeit Gottes zusammenhängen, darüber kann man im Kolosserbrief und in vielen theologischen Abhandlungen und Auslegungen lesen – Klammer zu.
Für menschliche Gehirne ist es schwer möglich sich etwas vorzustellen, das unsichtbar, zeit- und raumlos ist. Und selbst, wenn ich für mich davon eine Vorstellung habe, wie kann ich dann anderen davon berichten und wie können wir gemeinsam das als Gott verehren? Schon früh haben Menschen angefangen einerseits von ihren ganz persönlichen Erfahrungen und Begegnungen mit Gott in ganz konkreten Situationen zu berichten und anderseits verschiedene Bilder, Vergleiche und Gottesanreden zu nutzen.
Ich bin immer wieder begeistert, wie vielfältig schon die Bilder von Gott sind, die wir in der Bibel finden: das ist die Rede von dem Adler und der Henne, von der Burg und dem Fels, vom Herrscher der Heerscharen und vom Friedefürst, von der Weisheit und dem Richter. Und auch Jesus spricht in Bildern und Gleichnissen; nutzt das, was die Menschen damals kannten: der Weg, die Wahrheit und das Leben, der Hirte, der Weinstock, die Tür ...
Sicht- und Greifbares gibt uns Sicherheit, klare und für alle verständliche Formulierungen erleichterten das Miteinander. Doch während wir uns unter Quadrat oder Kreis noch alle das gleiche (wenn nicht sogar das selbe) vorstellen und nur die Größe die einzige Unbekannte ist, wird das bei einem Viereck oder Oval werden schon schwieriger; und um Frieden oder Liebe zu beschreiben, benötigen wir viele Wörter und je mehr wir uns damit beschäftigen, desto komplizierter wird es. Manchmal stellen wir uns auch unter vermeidlich einfachen Dingen Unterschiedliches vor: wenn z.B. verschiedene Menschen mit dem identischen Einkaufszettel losziehen um Obst, Aufschnitt und Blumen zu kaufen, kann der Einkauf völlig unterschiedlich ausfallen und der Vergleich zu Überraschungen führen.
Der Monatsspruch lädt ein über Gott und unsere eigenen Bilder von Gott neu nachzudenken: welche Bilder von Gott habe ich vor Augen, im Kopf, im Herzen, im Ohr und auf der Zunge? Und vielleicht wird unser Reden von uns zu Gott dann vielfältiger und bunter und lässt die Größe Gottes erahnen.

Mona Kuntze